Galerie Nyx

Oder : Beziehungen zwischen Astro- und Gastronomie

Erfunden wurde die "Galerie Nyx" von Michael Striewe, einem Bergedorfer Lehrer, der schon immer einen Hang zur Gastronomie hatte. Die erste Galerie wurde in den Gewölben der ehemaligen Bergedorfer Brauerei (Bargdörp Beer, heute in Lizenz in Afrika und von Öttinger) gegründet. Konzept: betuliche Atmosphäre, Antikes bis Sperrmüll, klassische Musik, kleine Konzerte und Ausstellungen, junges, leicht intellektuelles Publikum, gute Weine, kleine aber feine Küche.

Leider waren die Gewölbe recht baufällig, so dass Michael Striewe die Galerie verlagern mußte. In einem ehemaligen Verwaltungsgebäude mitten in einem kleinen bergedorfer Idustriehinterhof wurde er fündig. Schnell war die "Neue Galerie Nyx" genauso beliebt wie die alte.

Nach einiger Zeit war für Michael Striewe die Arbeitsbelastung neben seiner Lehrertätigkeit nicht mehr zu bewerkstelligen (obwohl er kurze Zeit später die Galerie Nyx Nr. 3 in Reinbeck begründete). Die Galerie ging an den ersten Pächter. Das Konzept wurde "erweitert". Weniger Galerie, mehr Nyx. Das Publikum wurde bunter, die Musik rockiger, die Speisen einfacher.

Der Betrieb kam aber schon nach einem Jahr in wirtschaftlich schweres Wasser. Michael Striewe suchte daher neue Pächter und fand diese im Team : Ulf, Rainer, Hannelore und Tom. Eine etwas seltsame aber sehr effektive Mischung: Hannelore war Heilpraktikerin mit Hang zur Esoterik, Ulf und Tom studierten Astrophysik und Rainer (Scholle) Elektrotechnik und Architektur.

Am 1.Januar 1983 war alles perfekt und die Galerie hatte sich mit den neuen Pächtern wieder mehr in die alte Richtung begeben (wollen). Das Publikum durfte gern bunt bleiben, doch wieder mehr Klassik, Ausstellungen und die feine Küche. Trotz der 50 offenen Weine (Rheinpfalz bis Frankreich) wurde das Geld mit Flens (Flensburger Fass- und Flaschenbier) verdient. Stetig waren wir (teilweise erfolgreich) bemüht das Niveau "sozialverträglich" zu heben. Da wir "Wirte" immer zu festen Zeiten hinterm Tresen standen, hatte jeder von uns bald seine eigene "Klientel".

Wir wurden schnell "Geheimtipp" und eine reguläre Institution. Sogar die Presse fand es Wert über uns zu Berichten:

Wirtschaft

Das "Learning by Doing" zeigte uns recht schnell, dass an dem Spruch "Wer nichts wird, wird Wirt" einiges dran ist. Aber schon bald hatten wir die Organisation im Griff. Ulf war unser "Repräsentant" für die Behörden und Lizenzinhaber. Tom für das Personal (bis zu 10 wechselnd tätige Studenten und Schüler) und die Steuervorbereitung zuständig, Scholle für den Einkauf und Hannelore (freiwillig) für die Küchenkonzeption. Wir haben hierbei viel gelernt (und entsprechendes Lehrgeld gezahlt). Letzlich zeigte aber das mehr als fünfjährige Überleben des Betriebes, den wir nach einem Jahr kaufen konnten, dass unser "Laisséz faire" Konzept funktionierte. Außerordentlich wichtig war hierfür die fast genossenschaftliche Gewinnbeteiligung des Personals. Nur so konnten wir uns später teilweise aus dem Geschäft zurückziehen, um uns um die höheren Weihen der Wissenschaft zu kümmern.

Eine Episode war die Getränkesteuer in Hamburg. Wir waren schon "Vollprofis" und wurden von der Presse gefragt:

Eine Details:

Unser Logo:

Eine Visitenkarte

Ein Streichholzbriefchen

Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören

Hannelore war schon vor einiger Zeit ausgestiegen; sie hatte sich als Heilpraktikerin niedergelassen. Scholle war Ingenieur und achitektonisch recht engagiert. Ulf und Tom waren promoviert und interessierten sich nach sechs Jahren "Business" zunehmend mehr für die Astronomie als für die Gastronomie. Ein neuer Besitzer fand sich: Harald Niekrenz, der den Betrieb noch einige Jahre weiterführte.

Und heute?

Ulf ist Wissenschaftsjournalist und in der Erwachsenenbildung, Scholle Architekt und Elektroingenieur und ich habe ich habe nach sechs Jahren Scientific Computing im Rechenzentrum der TUHH in der HafenCity Universität angelegt (Homepage).


Nomen est omen

Aus dem Lexikon:
Nyx, die Nacht, ist bei Hesiod, Tochter des Chaos. Sie brachte mir Erebos Hemera und Aither hervor. Von der Nyx stammen u. a. Thanatos, Hypnos, Momos, die Hesperiden, Nemesis, Eris.


Epilog:

Der Biergarten 1983

Biergarten der Galerie Nyx im Frühjahr 1983

Die Terrasse im Januar 2012Blick von außen 2012

und heute im Januar 2012


Thomas Schramm, tom.schramm@web.de
28. Januar 2012